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Während meiner wissenschaftlichen Karriere habe ich mich mit vielen verschiedenen Erkrankungen beschäftigt. Ich hatte vielfältige Interessen. Fast alle meiner Kollegen spezialisierten sich jedoch auf bestimmte Krankheiten, und beschäftigten sich nur mit ganz bestimmten Aspekten; so untersuchte der Spezialist für Infektionskrankheiten nur infektiöse Erkrankungen, während der Herzkreislaufspezialist sich nur mit cardiovaskulären Erkrankungen beschäftigte, usw..

Es gibt einige Zeitschriftenartikel, die einem, wenn man sie gelesen hat, die Welt in einem anderen Licht erscheinen lassen. Omran's klassischer Artikel, der in den frühen '70ern erschienen ist, wurde damals fast kaum beachtet. Als ich jedoch seine Werke las, veränderte sich mein Weltbild völlig. Von da an sah ich nicht mehr nur einzelne, isolierte Erkrankungen, sondern das globale Gesamtsystem von Krankheit und Gesundheit. Ich lernte, daß wir die überregionalen Zusammenhänge studieren müssen. Man lernt auch verstehen, daß die globalen Gesundheitsveränderungen der letzten 50 Jahre absolut vorhersagbar waren/wurden, wenn man dies im Kontext der gesellschaftlichen Entwicklungen betrachtet.

Omran war der erste, der die Veränderungen in der Morbidität mit der veränderten Fertilität in Zusammenhang brachte. Meiner Meinung nach hat er ein sehr elegantes Bild davon gezeichnet, was Gesundheit ausmacht und wie und wodurch sie sich mit der Zeit ändert. Er hat auch deutlich aufgezeigt, wie wichtig eine systemische Betrachtungsweise des Themas 'Gesundheit' ist.